Narr by Schilddorfer und Weiss

Narr by Schilddorfer und Weiss

Autor:Schilddorfer und Weiss
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: Herbig
veröffentlicht: 2011-08-10T10:05:02+00:00


Burg Grub, Waldviertel/Österreich

Tschak, der kleine tibetanische Hirtenhund, war nicht mehr zu halten. Er lief vor und zurück, bellte aufgeregt und sauste schließlich in Richtung Burg Grub über die Wiese davon. Georg Sina sah ihm nach und verabschiedete sich dann von seinem Freund Benjamin, dem Eigenbrötler und Messerschmied, der stets aufopfernd den kleinen Hund und den Haflinger versorgte, wenn der Wissenschaftler nicht zu Hause war.

Schließlich legte er die Satteltaschen auf und schwang sich auf sein Pferd. Langsam folgte er Tschak durch Haselnussbüsche und über die feuchten Wiesen, aus denen die ersten dünnen Nebel aufstiegen. Der Abend färbte die Schatten violett, die Luft wurde kühler und aus den Wäldern rundum kam der Geruch nach Pilzen und Moos. Georg liebte dieses Land, das oft so rau und verschlossen war wie der Menschenschlag, der es bewohnte. Der Spätsommer ließ es in einem milderen Licht erscheinen, wie durch einen goldenen Filter.

Wie ein Wilder tobte Tschak durch das Unterholz und schaute sich von Zeit zu Zeit um, ob Georg auch nachkam. Der Haflinger trabte an und bald war Benjamins Gehöft hinter den Bäumen verschwunden.

Sina dachte an seinen ersten Besuch bei dem seltsamen Kauz zurück, der seit Menschengedenken ganz alleine in einem ehemals verlassenen Bauernhof hauste. Nur ein paar Hühner, eine Kuh und einige Schafe leisteten ihm Gesellschaft. Georg hatte damals gehört, dass Benjamin Eier verkaufte, und so war er eines Tages vorbeigeritten und hatte an die alte, schiefe Holztür geklopft. Als niemand geantwortet hatte und Sina wieder gehen wollte, fiel sein Blick auf eine Schmiede, keinen Steinwurf vom Bauernhof entfernt. Eine Rauchsäule stieg aus dem Kamin und so wanderte Georg hinüber und traf zum ersten Mal auf Benjamin, der in seiner neuen Esse Messerklingen in den verschiedensten Formen zum Glühen brachte. Der Einsiedler war damals einsilbig, verschlossen und misstrauisch gewesen, hatte auf die Fragen Georgs nach den Klingen nicht geantwortet, ihm notgedrungen ein paar Eier verkauft und dann die Tür der Schmiede wieder mit einem lauten Knall vor Georgs Nase zugeschlagen.

Es hatte Sina mehr als ein Jahr und Dutzende Besuche gekostet, bis der Eigenbrötler Vertrauen gefasst hatte. Als Georg einmal einige seiner Messer mitbrachte und Benjamin zeigte, wie gut und zielsicher er damit umgehen konnte, hatte der alte Mann gelächelt und geschwiegen. Dann hatte er ihm ein paar Eier verkauft, wie immer, und war wieder in seine Schmiede verschwunden.

Wieder waren einige weitere Monate ins Land gezogen, bis Benjamin eines Tages urplötzlich in Grub auftauchte, mit drei Messern, die er stolz aus einem abgegriffenen Lederflecken auswickelte. Keines der drei Messer glich dem anderen. Sie hatten alle dieselbe Länge, aber die Form der Klingen war verschieden. Eines hatte sogar eine dreieckige Klinge, während die anderen beiden in der Damaszener Technik gearbeitet waren. Georg hatte sie bewundernd in der Hand gewogen und Benjamin war mit vor Stolz blitzenden Augen schweigend danebengestanden.

»Die sind wunderschön, jedes einzelne ein wahres Kunstwerk«, hatte er zu dem Schmied gesagt und ihn um Erlaubnis gebeten, sie auszuprobieren. Benjamin hatte nur genickt und zugesehen, wie Sina drei Spielkarten an einer Holzwand im Hof seiner Burg befestigt hatte.



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